Psychotherapie
Arbeitsweise
Die Grundlage meiner Arbeit ist die kognitive Verhaltenstherapie. Die Verhaltenstherapie ist, neben systemischer, tiefenpsychologisch fundierter und analytischer Psychotherapie, eines der vier wissenschaftlich anerkannten Richtlinienverfahren, die zur Behandlung psychischer Krankheiten in Deutschland gesetzlich zugelassen und als Leistung der Krankenkassen erstattungsfähig sind.
Die Verhaltenstherappie ist ein pragmatisches Verfahren, das Ihnen zunächst einmal dabei helfen soll, eine rasche Linderung Ihrer psychischen Beschwerden herbeizuführen bzw. einen hilfreicheren Umgang mit diesen Beschwerden zu finden. Das Verständnis der eigenen Lebens- und Lerngeschichte wird in der Verhaltenstherapie diesem Zweck untergeordnet.
Kurz gesagt, geht die Verhaltenstherapie davon aus, dass psychische Erkrankungen über ungünstige Verhaltensweisen aufrecht erhalten werden, die man im Laufe seines Lebens „gelernt“ hat. Das kann zum Beispiel bedeuten: Man hat sich solche Verhaltensweisen irgendwo abgeguckt, mit zunächst gutem Ergebnis ausprobiert oder man hat sich so verhalten, weil es, zum Beispiel aufgrund von Verboten, nicht anders ging.
Solche jetzt problematischen Verhaltensweisen waren also irgendwann einmal eine gute, weil einzig mögliche Problemlösung. Über die Zeit werden sie, wie die meisten Verhaltensweisen, zur Gewohnheit: Man denkt nicht mehr über sie nach und behält sie auch dann bei, wenn sich die Umstände, unter denen man lebt, verändert haben, und die einmal erlernten Verhaltensweisen vielleicht gar nicht mehr notwendig sind.
Häufig sind solche Verhaltensweisen so angelegt, dass sie kurzfristig entlasten oder erleichtern – was es manchmal schwer macht, sich von ihnen zu trennen. Langfristig tragen sie aber dazu bei, dass bestehende Probleme unlösbar bleiben oder sogar schlimmer werden und man immer weniger das vom Leben erhält, was man sich eigentlich wünscht.
Das Ziel einer Verhaltenstherapie ist es, gemeinsam solche ungünstigen Verhaltensweisen herauszufinden, und einen neuen Lernprozess anzustoßen, der es ermöglicht, sie durch langfristig günstigere Verhaltensweisen zu ersetzen. „Günstig“ ist in diesem Zusammenhang eine Abkürzung für „günstig im Sinne der eigene Werte, Ziele und Bedürfnisse“, bedeutet also für jeden etwas Eigenes. Eine gute Verhaltenstherapie hilft dabei, neue und günstigere Verhaltensweisen individuell passend zu machen, sodass sie im eigenen Alltag funktionieren.
Verhalten ist hier übrigens, ein bisschen anders als in der Alltagssprache, als Denken-Fühlen-Handeln gemeint. Das heißt: In einer Verhaltenstherapie beschäftigt man sich – neben dem konkreten Tun – auch mit ungünstigen Denk- und „Fühlweisen“ und versucht sie oder den Umgang mit ihnen zu verändern.
Wie das Störungsverständnis fußt auch das Repertoire der Veränderungsmethoden, die in der Verhaltenstherapie zum Einsatz kommen, in der Lerntheorie, d.h. den wissenschaftlichen Vorstellungen davon, wie Menschen lernen. Ganz praktisch hat das zur Folge, dass Sie in einer Verhaltenstherapie, über das psychotherapeutische Gespräch hinaus, zum Beispiel auch zu Hause Übungen und Experimente machen, sich mit Literatur zu bestimmten Aspekten Ihrer Erkrankung auseinander setzen, Beobachtungsprotokolle führen etc. Diese Methoden sollen Sie darin unterstützen das, was in den Therapiestunden besprochen wird, in Ihren Alltag zu übersetzen und dort gut zu verankern.
Meine Rolle als Therapeutin verstehe ich dabei dreiteilig: Zum Einen als eine Art Fachfrau für Veränderungswissen d.h. als Ideengeberin und Orientierungshilfe, welche Lernpfade eventuell ergiebiger sein könnten als andere, zum Zweiten als aufmerksame Zuhörerin, die mit Ihnen gemeinsam sortiert, nachfragt und vertieft, und zum Dritten als verlässliche und anteilnehmende Bezugsperson, die sich um eine Gesprächsatmosphäre bemüht, in der Schwieriges, Peinliches und auch Schönes besprechbar ist oder wird.
Die gute Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Verfahren bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen ist durch zahlreiche Studien belegt. Ob Verhaltenstherapie auch für Sie die Methode der Wahl ist, können Sie unter anderem selbst herausfinden, indem Sie sich über die unterschiedlichen Therapieverfahren informieren (Internet, Krankenkasse, Therapeuten-Webseiten …) und so eine Vorstellung entwickeln, welche Therapieform Ihnen liegt.
Ablauf
In einem ersten Telefonat besprechen wir kurz Ihr Anliegen und klären notwendige Formalitäten. Bitte nutzen Sie, sofern möglich, für die erste Kontaktaufnahme meine Telefonsprechstunde. Wir entscheiden, ob sich ein persönliches Erstgespräch bei mir in der Praxis anbietet.
Im Erstgespräch haben Sie die Möglichkeit, Ihr Anliegen ausführlich zu schildern und sich einen Eindruck von mir und der Gesprächsatmosphäre zu verschaffen. Ich würde Ihnen eine erste Einschätzung mitteilen und Vorschläge für das weitere Vorgehen machen.
In aller Regel schließen sich an das Erstgespräch vier weitere sogenannte probatorische Sitzungen an. Diese insgesamt fünf Gespräche zu Beginn bilden die Diagnostik-Phase einer Psychotherapie. In dieser Zeit machen wir uns ein gründliches Bild Ihrer Symptome und Beschwerden, entwickeln eine erste Vorstellung, wie es dazu gekommen ist und wo Ansatzpunkte für eine Veränderung liegen könnten. Wir überprüfen außerdem, ob wir gut zusammenarbeiten können und ob eine anschließende Therapie zum gegenwärtigen Zeitpunkt sinnvoll und erfolgversprechend erscheint.
Nach Abschluss dieser Diagnostik-Phase müssen bei allen gesetzlichen Krankenkassen, der Beihilfe, der Heilfürsorge und einigen privaten Krankenversicherern die Sitzungen für die eigentliche Therapie-Phase beantragt werden. Je nach Versicherung gibt es unterschiedliche Sitzungskontingente. Zeitlich verteilen sich diese Sitzungen bei einer Kurzzeittherapie erfahrungsgemäß auf etwa ein Jahr, bei einer Langzeittherapie auf zwei bis drei Jahre. Das ist also in etwa auch der Rahmen, den Sie sich selbst für eine nachhaltige Veränderung zugestehen sollten. Private Krankenversicherer haben oft individuelle Bedingungen, die Sie am besten vor Beginn der therapeutischen Gespräche dort erfragen.
In der Therapiephase planen wir erste konkrete Veränderungsschritte in Orientierung an Ihren Therapiezielen. Zwischen den Sitzungen sammeln Sie Erfahrungen mit deren Umsetzung. Wir werten Ihre Erfahrungen gemeinsam aus und bessern gegebenenfalls nach, falls etwas nicht so geklappt hat wie erwartet. Je nach Störungsbild und Symptomatik kann ich Sie bei bestimmten Veränderungsschritten
auch in Ihr alltägliches Umfeld zu Übungen begleiten (z.B. Expositionsübungen bei Ängsten und Zwängen) oder wir nutzen die Sitzung, damit Sie dort bestimmte Übungen zunächst unter Anleitung ausprobieren können (z.B. Entspannung, Achtsamkeit etc.). Wichtig für ein gutes Gelingen ist, dass Sie in jedem Fall außerhalb der Therapiesitzungen Zeit und Energie für die Umsetzung von Veränderungsschritten einplanen. In dieser Weise setzen wir uns Schritt für Schritt mit Ihren Therapiezielen auseinander.
Idealerweise endet die Therapie dann, wenn Sie das Gefühl haben, keine Unterstützung mehr zu benötigen.